Anstatt meine Gedanken zu den vergangenen Monaten in meinem Notizbuch niederzuschreiben, kam eben der Impuls das stattdessen hier zu tun.
Dieser September war ein außergewöhnlicher Monat für mich. Schon am 1. Januar hatte ich in meiner Jahrestagung für diesen Monat die 10 Pentakel gezogen und eine Ahnung, dass es ein sehr reicher Monat werden würde. Wie reich und unter wieviel unterschiedlichen Sichtweisen, das erkenne ich nun erst rückblickend.
Steve Jobs hatte recht, "You can't connect the dots looking forward, you can only connect them looking backward."
So schaue ich nun zurück auf einen September, der gesegnet war von unglaublich viel Sonnenschein und warmen bis heißen Temperaturen. Jetzt neigen sich zwei meiner Urlaubswochen dem Ende entgegen. Wie sehr ich diese Auszeit gebraucht habe!
Sie begann mit einem Aufenthalt am Benediktushof in Holzkirchen.
Einführungskurs Kontemplation
Offen gestanden hatte ich nicht wirklich eine Ahnung, was genau mich da erwarten würde, denn die Informationen auf der Homepage des Benediktushofes dazu sind wenig konkret. Aber genau mit dem Beginn meines Urlaubes in der zweiten Septemberhälfte fing auch der Einführungskurs in die Kontemplation mit Fernand Braun an und so meldete ich mich an, ohne großartig weiter darüber nachzudenken. Das ist für mich immer ein Zeichen, dass ich von meiner Intuition geleitet bin und ich habe es noch nie bereut, wenn sich auf diese Art etwas ergeben hat.
Die Stille war es vorrangig, die mich zum Benediktushof gezogen hat. Ein Ort, an dem um Stille gebeten wird, mit ein paar wenigen Orten, an denen es erlaubt ist sich zu unterhalten. Das erschien mir wie der Himmel auf Erden. Nicht reden müssen, nicht angesprochen werden, kein Smalltalk, nicht das Gefühl haben ein Gespräch in Gang halten zu müssen und auch nicht sich von anderen etwas anhören zu müssen, das einen gar nicht interessiert. Da ich im Einzelhandel arbeite, kann all das manchmal sehr anstrengend sein und genau davon wollte ich einmal so viel Abstand wie möglich haben.
Bewusst geworden ist mir am Benediktushof vor allem, dass ich bereits ein unglaublich friedliches Leben genieße. Doch auch meine Konditionierungen sind klar zutage getreten.
Mitarbeit
Am Benediktushof wird man jeden Tag zur Mitarbeit gebeten und kann sich bei Anreise in eine Liste eintragen, auf der unterschiedliche Aufgaben zur Auswahl stehen. Beispielsweise Gartenarbeit, Reinigung der Seminarräume oder Mithilfe in der Küche (Geschirr abtrocknen, Speisesäle abräumen) etc. Es sind wirklich simple Tätigkeiten, die jeder ausüben kann und es geht dabei nicht um Effizienz, sondern darum, auch diese Zeit zu nutzen, um in die Bewusstheit zu kommen.
Ich hatte mich für die Reinigung unseres Seminarraumes eingetragen und musste lediglich mit einem trockenen Mikrofasertuch den Boden reinigen, sowie die Fensterbänke abwischen und den Altar abstauben. Eine Stunde ist für die Mitarbeit vorgesehen.
Wenn ich eine Aufgabe übertragen bekomme, dann versuche ich sie immer so schnell und effizient wie möglich zu erledigen. Genau so ging ich auch diese Aufgabe an, teilte mir den Raum gedanklich in Bahnen ein und fing an zackig über den Boden zu fegen... bis mir nach fast der Hälfte einfiel, dass ich weiß Gott genug Zeit habe, es keine Eile gibt und um Achtsamkeit geht... dann schaltete ich ein paar Gänge runter, machte langsam und dachte daran, dass ich schließlich nichts mehr erledigen müsste. Es wartete niemand auf mich, das Essen wurde für mich gekocht, abgesehen vom Kursplan gab es keine Termine.
Im Alltag bin ich sehr selten achtsam. Also WIRKLICH achtsam. Konzentriert auf das, was ich jetzt gerade mache. Weil der Autopilot läuft, weil ich immer den nächsten Schritt anstrebe, weil ich abgelenkt bin von den ganzen Inhalten, die auf einen Tap mit dem Handy abrufbar sind. Doch auch Bücher sind Ablenkung, auch zu schreiben ist Ablenkung... Das zu bewerten ist nicht meine Absicht, es ist schlichtweg eine Beobachtung und ein Punkt, der mir vorher bereits klar war, doch es tut gut, sich manche Dinge immer wieder mal bewusst zu machen.
Meditation
Integraler Bestandteil des Kurses waren die Zeiten für Kontemplation, sprich Meditation. Dafür kamen wir immer im Seminarraum zusammen, in dem bereits große Meditationsunterlagen ausgelegt waren. Darüber hinaus konnte man zwischen unterschiedlichen Mediationskissen und Hockern wählen und sich bei Bedarf auch eine Decke nehmen. Man sollte es schließlich zwischen zehn bis fünfzehn Minuten sitzend aushalten, ohne dass man danach große Schmerzen hat. Uns wurde auch gezeigt, wie man sitzen kann, worauf man achten sollte, wie der Übergang zwischen der Meditation im Sitzen und der Meditation im Gehen verläuft.
Alles war bestens organisiert, sodass es ohne große Herausforderungen jedem möglich sein sollte 75% der Aufmerksamkeit bei sich selbst und nur 25% der Aufmerksamkeit im Außen zu sein. Tja, sollte.Denn in der Praxis war ich anfangs viel mehr im Außen und habe während der Meditation im Sitzen alle möglichen Gedanken verfolgt und während dem Laufen vor allem auf die anderen Teilnehmer in der Gruppe geachtet und das Tempo, das mir viel zu langsam erschien x)
Man ist keine drei ganze Tage da, da der Einführungskurs in die Kontemplation am Sonntagabend begonnen hat und am Dienstag mit dem Mittagessen bereits zu Ende war. Anfangs dachte ich mir, dass das sehr kurz sei, doch nun finde ich, dass es ideal für einen Einführungskurs ist.
Am Montagabend hatte ich während der Meditation festgestellt, dass sich bereits etwas in mir verändert hat. Meine Aufmerksamkeit hatte sich mehr von Außen in mein Inneres verlagert. Besonders während der Meditation im Laufen wurde mir das deutlich. Am Dienstag war ich dann schon wieder viel mehr im Abreise-Modus...
Obwohl meine Zeit am Benediktushof kurz war, habe ich sie unglaublich genossen und kann jedem Menschen diesen besonderen Ort nur wärmstens and Herz legen!
Am Sonntag bin ich bereits am Nachmittag angereist, um in Ruhe anzukommen und die Anlage entdecken zu können. Der japanische Garten hat mich direkt zurück nach Kyoto versetzt, das ich vor drei Jahren verlassen habe.
Damals war der Mensch, der ich heute bin, noch undenkbar.
Das ging mir durch den Kopf, als ich da saß und auf den Steingarten schaute. Wenn ich zurück gehen und etwas ändern könnte, ich würde es nicht tun, sondern alles genau so belassen, wie es ist. Solche Anlagen, vor allem japanische Gärten, vermitteln immer ein sehr romantisches Bild von Japan, das der Komplexität des Alltags und dem tatsächlichen Leben dort in keiner Weise gerecht wird. Ganz im Gegenteil!
Hier sitzend wurde mir einmal mehr bewusst, dass die japanische Kultur, wie keine andere die ich je vorher kennengelernt habe, absolut fixiert darauf ist im Außen zu leben und sich beständig abzulenken, vor allem durch eine wahre Überschwemmung mit Medien aller Art.
Etwas, das mich kennzeichnet, ist die Tatsache, dass ich immer weiß, was ich will. Für mich fühlt sich das nach einem Segen an, vor allem wenn ich von anderen Menschen höre, dass sie unzufrieden sind, aber nicht wissen, wie sie aus ihrer Unzufriedenheit rauskommen können, weil sie nicht wissen, wie Zufriedenheit für sie aussehen könnte. Weil sie nicht wissen, wohin sie wollen.
Besonders solchen Menschen empfehle ich es, sich einmal auf die Erfahrung eines Labyrinths einzulassen. Achtung, nicht zu verwechseln mit einem Irrgarten! Denn in einem Labyrinth kann man nur auf einem Weg gehen und kommt irgendwann definitiv im Zentrum an. Doch der Weg dahin windet sich in unvorhersehbaren Bahnen. Man geht einen Schritt nach dem anderen und auf einmal sieht es so aus, als wäre man mit der nächsten Kurve am Ziel, nur um kurz darauf festzustellen, dass man am anderen Ende steht!
An so einem Punkt angekommen, stand ich erstmal verdutzt da. Dann musste ich innerlich über mich selbst lachen. So ist das eben manchmal im Leben. Selbst, wenn man weiß, wo es hingehen soll, wenn man ein festes Ziel vor Augen hat und glaubt, fast angekommen zu sein, passiert plötzlich etwas und man ist wieder weiter davon entfernt, als zuvor. Doch auch das ist in Ordnung. Einfach einen Fuß vor den anderen setzen. Du kannst es gar nicht falsch machen.
Vorträge von Fernand Braun
Der Kurs, an dem ich teilnahm, wurde von Fernand Braun geleitet und so kam ich in den Genuss von zwei Vorträgen von ihm. Ich hatte nicht daran gedacht mir etwas zum Schreiben mitzunehmen, weil die Vorträge in Einheiten für Meditation eingebettet waren, daher kann ich seine Worte gar nicht mehr wirklich wiedergeben. Sie sind mir jedoch in meiner Gefühlserinnerung geblieben.Vor allem weiß ich noch, dass ich mir am Ende eines Vortrages dachte, "Wenn dieser Mann mir zu einem früheren Zeitpunkt im Leben das Christentum näher gebracht hätte, dann wäre ich heute Christin." Dazu sei noch gesagt, dass der Kurs ein keiner Weise religiös orientiert war und Menschen jedes Glaubens am Benediktushof willkommen sind. Es geht um Spiritualität, um Akzeptanz, um Offenheit und gleichzeitig darum, bei sich selbst zu bleiben und in jedem Augenblick des Lebens die Chance zu haben sich der Vollkommenheit bewusst zu werden.
Was für ein wunderbarer Auftakt für meinen Urlaub! Besser hätte er nicht anfangen können und wie er mit einem Besuch in Wien ein schönes Ende fand, erzähle ich dir im nächsten Beitrag, denn dieser hier ist doch schon ziemlich lang geworden.
Falls du Fragen zum genaueren Ablauf und meinem Aufenthalt am Benediktushof hast, dann schreib es mir gern in die Kommentare, oder sende mir eine Nachricht.
Deine Mandy von Gaia's Healing
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